Zwei Jahre ist es her, dass das undenkbare Wirklichkeit wurde. Eines jener Geldhäuser, von denen man annahm, sie seien –too big to fail – zu groß, als dass man sie fallen lassen würde, hatte die Tore geschlossen.

Über die wahren Hintergründe wird noch heute heiß diskutiert. Der damalige Chef von Lehman –Richard Fuld – war jahrelang der Erzfeind des Chefs von Goldman Sachs, Henry Paulson. Beide hassten sich, so wird zumindest in Finanzkreisen berichtet, nicht nur aufgrund ihrer beruflichen Konkurrenz, sondern auch menschlich.

In der schlimmsten Krise des Hauses Lehman war es nun eben jener Henry Paulson, der inzwischen zum Leiter der US-Notenbank FED aufgestiegen war und nun den Stab über Lehman und seinem alten Widersacher Richard Fuld (Spitzname: Der Gorilla) brechen sollte. Ob hier persönliche Gründe mitgespielt haben? Viele Entscheidungen auch in den obersten Etagen der Weltkonzerne werden oft sehr viel mehr von den menschlichen Urinstinkten beeinflusst als von kühler, emotionloser Güterabwägung. Das wird leider immer wieder unterschätzt.

Gleichzeitig wurde hier einer der wichtigsten Konkurrenten des ehemaligen Paulson-Arbeitgebers Goldman Sachs´, aus dem Spiel genommen.

Andere spekulieren darüber, dass die amerikanische Immobilienkrise bis zu jenem verhängnisvollen 15.September 2008 weitgehend ein amerikanisches Problem war. Kein anderes US-Haus hätte bei seinem Ableben eine solche Auswirkung auf Europa gehabt. Mit dem Zusammenbruch Lehmans wurde die Brandfackel nach Europa und zwar in dessen Kern – Deutschland – geschleudert. Spätestens seit dem 15.September 2008 war das amerikanische Problem ein weltweites.

Wenn man der offiziellen Version folgt, dann war es eine Aneinaderreihung unglücklicher Umstände und am Ende ein paar fehlende Stunden.

Die Wahrheit werden wir vielleicht in einigen Jahren erfahren, vielleicht wird es aber auch immer nur ein Thema für die „bösen Verschwörungtheoretiker“ bleiben. Seis´ drum, die Wellen schlugen hoch und haben sich bis heute nicht wirklich beruhigt. Im Gegenteil. Irgendwie hat man den Eindruck, es verläuft wie bei einem Tsunami. Das große Seebeben haben wir alle laut und mit viel Getöse mitbekommen, und jetzt ziehen sich die mörderischen Wellen schnell, mächtig aber unsichtbar ihre Bahnen unter der Wasseroberfläche, bis sie irgendwo und irgendwann in naher Zukunft auf Land treffen und mit ihrer ganzen Zerstörungskraft an Land gehen. Trotz den großen Tönen der Politiker unmittelbar nach der Pleite „Das darf nie wieder passieren! Wir legen die Banken an die Leine! Nichts wird so sein wie vorher!“ ist praktisch nichts passiert, was den Namen „Regulierung“ verdient hätte und so ist von dieser Front jederzeit mit einem neuen Ausbruch der Krise zu rechnen. Aber etwas Anderes macht mir noch viel größere Gedanken. Die ungeheuerlichen Staatsschulden rund um den Globus sind längst zum drohenden Damoklesschwert geworden. Die Frage ist nicht: Ob es herunterfällt, sondern wann. Griechenland war ein erster, sehr kleiner Vorgeschmack. Griechenland hat die Wirtschaftskraft Hessens und hat Europa für einige Wochen an den Abgrund geführt. Der heutige Chef der US-Notenbank, Bern Bernanke, hat vor kurzem geäußert: „Ich fürchte, das Amerika in die gleiche Situation kommt wie Griechenland…und das ist keine Situation, die noch 10 Jahre in der Zukunft liegt.“ Das wäre dann wohl der Moment, an dem der Tsunami an Land ginge…. Wir sollten dieser Tage sehr aufpassen, wenn wir uns an den vermeintlich sonnigen Strand der Finanzmärkte legen.

Aber auch für den ganz normalen deutschen Anleger hat sich mit der Lehman-Pleite und der schrecklichen Erfahrung eines plötzlich wertlosen Zertikate-Depots eine neue Erkenntnis durchgesetzt. Er hat mit einem Mal den Schleier von den Augen gezogen und erkannt, dass der liebe Bankbeamte von nebenan nicht sein guter Freund und neutraler Notar ist. Er hat verstanden, dass der Mann die gleiche Aufgabe hat wie der Autoverkäufer seines Autohauses: Er muss das verkaufen, was die höchste Provision bringt und vom Hof muss. Zuerst äußerte sich diese Erkenntnis in maßlosem Entsetzen, wich dann über in namenlose Wut über die jahrzehntelange (Selbst-)Täuschung und kam zum Schluss zu der richtigen Erkenntnis: Der Mann hinter dem Tresen ist eben ein Bankverkäufer. Und so hatte die Lehman-Pleite wenigstens ein kleines Gutes. Die Menschen fangen an, nicht mehr alles zu glauben. Sie kümmern sich selbst um ihr Geld und werden selbstbewusster. Statt „Machen Sie mal, es wird schon richtig sein.“ Heißt es heute immer öfter: „Verkaufen Sie mir etwas, was ich verstehe oder behalten Sie es!“ Das ist doch schon mal ein Anfang. Aufgeklärte und selbstbewusste Menschen sind das beste Mittel gegen Betrug und Krisen. Machen wir mit!

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